Illustratorin ohne Instagram

Marketing für Selbstständige ohne Social Media

Als Freiberufler / Selbstständige ohne Social Media? Geht das? Ich habe meine Kanäle gelöscht und meine Gedanken, insbesondere zu Instagram, in diesen Artikel geschrieben.

 

2016 habe ich mich bei Instagram angemeldet. Ich hatte damals einen viel gelesenen DIY- Blog und überall hieß es Instagram sei jetzt der heiße Scheiß. Anfänglich habe ich mich dort etwas schwer getan und fand es nur so semispannend mir das Frühstück oder die Katzen anderer Leute anzuschauen. Dann aber fand ich zeichnende Menschen dort und fiel rein in den Kaninchenbau.

Instagram und soziale Medien früher

Instagram hielt viel Gutes für mich bereit. Ich fand dort Gleichgesinnte, die Motivation wieder zu Zeichnen und letztlich meinen verschollenen Traum: das Zeichnen zum Beruf zu machen. Ich buchte Kurse zu dem Thema und schaffte es meinen Traum wahr zu machen. Viele Jahre hatte ich wirklich Spaß daran meine Skizzen, Illustrationen und Bücher zu posten. KundInnen und LektorInnen fanden mich dort. Menschen die ich auf Instagram "traf" wurden zu FreundInnen. Soweit so schön.

Apps wie Instagram wurden mit der Zeit immer lauter, schneller und zeitfressender

Instagram machte aber auch Druck. Der Algorithmus änderte sich, Werbung wurde geschaltet und irgendwann Posts und Reels von Menschen angezeigt denen ich gar nicht folgte. Täglich posten war ein Muss wenn man sichtbar bleiben und neue Follower bekommen wollte. Täglich Zeichnen ist kein Problem, doch die meisten meiner täglichen Illustrationen darf ich erst zeigen wenn das Buch erschienen ist und nicht während ich sie zeichne. Also produzierte ich extra für für Instagram um ständig Neues zeigen zu können. Das ist anstrengend und Zeitintensiv. Genauso machten es allen anderen und so wurde die Flut an Posts Monströs und der Kaninchenbau immer enger.

Instagram kann erdrückend sein für stille Künstler

Schließlich habe ich in meinem Tunnel kaum noch was gesehen und das gute, alte Instagram war schon lang an mir vorbei gezogen. Ende 2024 war meine Timeline voll mit Ki, schreienden Politikern, Fakenews und Weltuntergangsstimmung. Aber auch mit Illustrationen, faszinierende Making Off Videos und lustigem Unsinn, den mein Mann und ich uns gegenseitig schickten. Letztlich eine Mischung die mich nur noch dumpf scrollen lies und meine Zeit fras. Ungefähr eine Stunde pro Tag habe ich auf Instagram verbracht. Rechnet man das auf die Woche hoch ist das ein GANZER Arbeitstag. Ich beschloss aktiv meinen Fall durch den Kaninchenbau zu stoppen, mich am Rand festzuhalten und alles in Ruhe zu betrachten. Anfang 2025 löschte ich die App von meinem Handy.

Am Anfang war es schwer und ständig klickte ich auf die Stelle wo vorher die App war. Schon faszinierend wie süchtig man nach dem Scheiß ist. Ich hatte Angst etwas zu verpassen, Kolleg*innen aus den Augen zu verlieren und dass niemand mehr meine Bücher kauft. Ich musste aber schmerzlich feststellen dass sich Kinderbücher, auch wenn sie noch so toll und liebevoll gestaltet sind, nicht besser verkaufen nur weil sie viel auf Instagram beworben werden. Das zeigte mir, dass ich Instagram nicht brauche. Den Austausch mit Gleichgesinnten habe ich einmal im Monat beim Stammtisch, auf der Buchmesse oder anderen Events. Mit ein paar Kolleg*innen bin ich privat vernetzt und befreundet. 

Fürs Marketing ist Instagram also nicht brauchbar, zumindest nicht für mich, die keine Millionen Follower hat. Ich löschte also letzten Endes mein Konto und suche auch keine Alternative zu Instagram. Es gilt also neue Wege zu finden. Lustigerweise sind die neuen Wegen die Alten die ich auf Grund einer schnellen App vergessen habe. Ich komme vom Bloggen und kehre jetzt wieder dorthin zurück. Ob sich meine Bücher dadurch besser verkaufen werden? Who knows. Es wird sich wohl erst zeigen müssen, ob sich meine Pläne, künftig Workshops zu geben, auch ohne Social Media bewerben lassen. Aber eins kann ich sagen. Den Kaninchenbau zu verlassen, wieder frische Luft zu schnappen, fühlt sich gut und richtig an, denn am Ende hat leider kein Wunderland auf mich gewartet.

Eine ehrliche Empfehlung zum Thema Marketing Social Media ist der Blog und Podcast von Alexandra Polunin. Schaut gern mal bei ihr vorbei.